Während sich unsere Umwelt besonders in den letzten 30 Jahren stark verändert hat und wir nahezu permanent „online“ sind sowie einer stetigen Informationsflut ausgesetzt sind, ist die Biologie der Emotionen weitestgehend und kulturübergreifend gleichgeblieben. Nach wie vor verlangen unsere Emotionen und Gefühle danach ihrer Signalfunktion gemäß, wahrgenommen und ausgedrückt zu werden, mit dem Ziel das innere Gleichgewicht wiederherzustellen.
Demgegenüber stehen die gesellschaftlichen Erfordernisse und Gepflogenheiten unserer Zeit:
- Wir leben in einer Welt, die sich sehr schnell verändert und an die wir uns schnell anpassen müssen – das Beachten des inneren Gleichgewichts gilt oftmals als unnötiger Luxus.
- Im Menschenbild des „lifelong learners“ ist auch der Wettbewerbsgedanke von zentraler Bedeutung. Ein Fokus auf die eigene Karriere und deren Vorantreiben kann aber auch dazu führen, dass körperliche oder seelische Bedürfnisse oft unweigerlich in den Hintergrund treten. Langfristig gesehen kann dies zu einem andauernden Ungleichgewicht führen, welches wiederum mit belastenden Gefühlen einhergeht.
- In der Dienstleistung gilt Freundlichkeit als Arbeitsanforderung. Frei nach dem Motto „der Kunde ist König“ wird erwartet, dass man den Kunden stets freundlich mit einem Lächeln begegnet. Langfristig gesehen führt diese Inkongruenz der eigenen tatsächlichen vs. der geforderten Gefühle zu emotionaler Dissonanz und Belastung, welche im schlimmsten Fall zu einem Burn-Out führen kann.
- In der schnelllebigen und streng getakteten Welt von heute vergessen und verlernen wir uns die notwendigen Ruhepausen zu gönnen und auf unsere Gefühle zu hören, die uns solche Ungleichgewichte anzeigen. Die fehlende Balance über einen längeren Zeitraum löst Stressreaktionen im Körper aus.