Veränderungen in der Stressregulation gehören zu den Schlüsselmechanismen bei der Entstehung von Depressionen

Ich habe hier im Blog ja schon viel darüber berichtet wie wichtig das Gleichgewicht von Körper, Geist und Gefühlen im Hinblick auf unsere Gesundheit und auch unser Wohlbefinden ist und wie gefährlich uns Stress werden kann.


Heute möchte ich darüber berichten, dass neuen Forschungsergebnissen zufolge (Holsboer, F. vom Max-Planck-Institut in München) Veränderungen in der Stressregulation sogar zu den Schlüsselmechanismen bei der Entstehung von Depressionen verantwortlich sein könnten.
Prof. Holsboer fokussierte dabei vor allem auf die physiologischen Veränderungen und fand heraus, dass charakteristische Veränderungen der Sollwerte des Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierensystems typisch für Depressive sind. Dies ist interessant, weil dieses System (kurz HPA) vor allem bei der Stressregulation eine zentrale Rolle spielt. Infolge der veränderten Sollwerte, zeigten die Patienten mehrheitlich eine veränderte Regulation von Corticotropin (ACTH), das die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol steuert.


Weitere Analysen zeigten, dass genauer gesagt ein ganz spezieller Rezeptor im HPA System bei den depressiven Patienten nicht richtig funktionierte, die Kommunikation am sogenannten CR-Rezeptor gestört war. Dies wiederum führt dazu, dass in bestimmten Hirnbereichen, die auch schon vorher mit der Entstehung von Depression in Zusammenhang gebracht wurden, zu viel des Corticotropin-Releasing-Hormons ausgeschüttet wurde.
Die Daten der Studien erhärten den Verdacht, dass die Störung der Kommunikation am CR-Rezeptor eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Depressionen darstellt.


Zukünftige Studien sollten laut Holsboer vor allem darauf abzielen den CR-Rezeptor noch genauer zu erforschen z.B. durch Modifikation gezielter Gene bei Mäusen, die eine genetische Prädisposition einer Depression nahe legen könnten.
Diese Forschung könnte darüber hinaus dazu beitragen, die genaue Wirkungsweise gegenwärtiger Antidepressiva noch besser zu verstehen und dabei helfen, diese gezielt weiter zu entwickeln.


Meine Empfehlung als Psychologin lautet hier: lieber präventiv als medikamentös.


Bevor die Stressachse aus dem Ruder läuft, lieber auf sich selbst besinnen und für den emotionalen, geistigen und körperlichen Ausgleich sorgen.

Quelle:

Holsboer, Florian (2000): Neuropsychopharmacology. 2000 Nov;23(5):477-501.